Wer hat Angst vor Creative Commons Lizenzen?
Musikerhandbuch: Creative Commons
Die Gretchenfrage, die sich jede Band stellen sollte, lautet: Wie halten wir es mit der Kopiererei? Wollen wir unsere Fans kriminalisieren, sie verfolgen und abmahnen? Haben wir dafür wirklich die Zeit, das Geld und die rechtlichen Mittel? Oder setzen wir lieber darauf, dass der Großteil unserer Fans nur zu gerne bereit ist, uns zu unterstützen? Und sehen in der Kopiererei einfach nur so was wie Steuern auf unseren Erfolg?
Wenn ihr Eure Fans mit viel liebevoller Arbeit langfristig an Euch binden wollt, und ihr lieber auf „Vertrauen und Eigenverantwortung“ statt auf „Kontrolle und Strafen“ setzt, dann ist die Creative Commons Lizenz genau das Richtige für Euch.
Auf der Webseite von Creative Commons habt ihr die Wahl, was genau ihr Euren Fans erlauben wollt. Daraus ergibt sich dann die entsprechende Lizenz. Alles was ihr dann noch tun müsst, ist den entsprechenden Text auf Eurer Webseite zu kopieren – natürlich dorthin, wo die Musik heruntergeladen werden kann – und schon habt ihrer Eure Musik unter CC-Lizenz gestellt. Es reicht sogar, wenn ihr in der Nähe Eures Musikdownloads selber den Text ohne Logo schreibt, wie z.B. „Die Musik ist unter CC-BY-NC-ND 4.0 lizenziert.“ Wichtig ist nur, dass die Lizenz die richtigen Bedingungen nennt, im Beispiel ist dies BY-NC-ND, und dass der Text mit dem eigentlichen Lizenztext bei creative-ommons.org verlinkt ist.
Falls ihr Euch unsicher seid, welche Lizenz ihr verwenden wollt, dann nehmt die restriktivste Lizenz, die Creative Commons BY-NC-ND Lizenz. Damit signalisiert ihr Euren Fans im Wesentlichen folgendes:
Es ist in Ordnung, wenn ihr unsere Musik
- kopiert und in der Welt verteilt
- in Eure Blogs einbindet und darüber schreibt
- in Mixtapes oder Podcast verwendet
- für ein Schulprojekt verwendet
- oder für was-sonst-noch-alles benutzt (überrascht uns einfach)
Solange ihr Euch an die folgenden Bedingungen haltet:
- Ihr nennt unseren Namen (Nammensnennung – BY)
- Ihr nutzt die Musik nicht um irgendwie Geld damit zu verdienen (Nichtkommerziell – NC)
- Ihr verändert nichts, sampled nichts und macht auch keinen Remix (Keine Bearbeitung – ND)
Natürlich könnt ihr auch Remixe oder Sampling erlauben – dann lasst ihr die ND Bedingung weg. Oder ihr erlaubt sogar kommerzielle Nutzung – dann lasst ihr die NC Lizenz weg. Oder ihr wollt, dass egal was mit Eurer Musik gemacht wird, das Endprodukt auf jeden Fall auch wieder unter Creative Commons Lizenz gestellt werden muss – dann wählt ihr die Share Alike Bedingung (SA).
Aber egal welche Bedingungen ihr auswählt: Ihr könnt mit jeder Creative Commons Lizenz nach wie vor selbst Geld mit Eurer Musik verdienen. Ihr könnt Eure Platten oder CDs zum Festpreis verkaufen, ihr könnt ein „Pay What You Want“ Modell ausprobieren, oder ein Crowdfunding starten um das nächste Album vorzufinanzieren, oder einfach nur einen Spendenbutton auf Eurer Homepage installieren. Ihr könnt all das tun, was ihr auch unter dem klassichen „all rights reserved“ Modell tun könnt. Nur mit dem Unterschied, dass ihr nun mit dem „some rights reserverd“ Modell arbeitet und Euren Fans ausdrücklich erlaubt, das zu tun, was sie am liebsten tun und schon immer getan haben: Eurer Musik mit möglichst vielen Menschen zu teilen. Solange sie sich dabei an Eure Creative Commons Bedingungen halten. Und wenn sie sich nicht dran halten, dann könnt ihr sie immer noch verklagen. Falls ihr das immer noch für eine gute Idee halten solltet.
Aber aufgepasst. Ein paar Dinge gibt es schon, die ihr unbedingt beachten solltet. Dazu mehr im nächsten Beitrag Creative Commons – Drum prüfe, wer sich ewig bindet