Nix verdient trotz 100.000 verkaufter Alben

Argumente gegen die Musikmafia #4

Beim Durchsehen alter Keyboards-Zeitschriften ist mir ein Interview mit den Absoluten Beginnern in der Ausgabe 1/ 2005 auf den Seiten 58-60 die Hände gekommen. Daraus möchte ich mal das Ende zitieren:

„Frage: Stimmt es, dass ihr durch die Kosten für Eure drei Videos zu dem Album noch kein Geld an „Blast Action Heroes“ verdient habt?
Denyo: Es ist tatsächlich so, dass wir trotz Platz 1. in den Charts und eventuell bald 100.000 verkauften Platten noch keinen Pfennig an dem Album verdient haben. Man muss es so sehen, dass man durch die Live-Auftritte das Geld verdient. So ist das halt heutzutage.“


Das also dann dazu, dass ja die Plattenfirmen auch immer sehr viele Kosten haben um die Alben zu promoten und deswegen den Künstler nur rund 10% des Einzelhandelspreises auszahlen. Wenn da mal bloß nicht die ganzen Klauseln mit den versteckten Abzügen wären. Gängig: der Verpackungs- / Technikabzug für CDs. Aber auch die Promokosten werden dann doch auch mal gerne auf die Künstler umgewälzt. Wohlgemerkt nicht von allen Plattenfirmen, weniger von den Indie-Labels, mehr von den Majors. Hängt natürlich auch vom Vertrag ab. Aber gänzlich unüblich ist die Abwälzung der Videokosten auf die Künstler auch nicht.

Und noch was ganz anderes, was mir kurz vor Weihnachten noch die Tränen in die Augen getrieben hat. Ich habe in letzter Zeit oft „Kind of Blue“ von Miles Davies gehört und einfach mal bei Wikipedia mehr über ihn gelesen. Und siehe da:

„Davis′ Bandkollegen erhielten den Tariflohn für Sessionmusiker, der damals für eine dreistündige Session 48,50 US-Dollar betrug. Allerdings forderten Chambers, Adderley und Coltrane zusätzlich 100 Dollar, die sie auch erhielten.“

Wow, da haben ja wohl alle Musiker mit einem der meistverkauften Alben des Jazz einen Wahnsinns-Schnitt gemacht. Eigentlich ist die Misere der Künstler heute also nix neues – war schon immer so. Andererseits: Künstler ist nur der Komponist, alle anderen Musiker sind einfach Angestellte. Auch dies sollte man mal in seinem Musiker- / Künstler- / Menschenbild mal näher überdenken. Nicht alle Menschen die Musik machen sind Künstler. Aber: „Künstler sind auch Menschen – die verbrennen genauso wie alle anderen, wenn es brennt.“ Originalzitat einer Frau vom Bauamt, mit der ich wegen Brandschutzauflagen in einem Künstlerhaus letztes Jahr telefoniert habe.

In diesem Sinne: Prost Neujahr.

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