Ich fühle mich überwacht
Paranoia oder nur Schere im Kopf?
Heute habe ich im Spiegel den Artikel über die Autoanzünder in Hamburg gelesen und wie da jetzt neuerdings die Polizei präventiv Hausbesuche macht um den Jugendlichen aus dem Rapperumfeld ins Gewissen zu reden. Verdächtigt macht sich, wer nachts mit Grillanzündern im Rucksack und Ruß an den Händen aufgegriffen wird. Moment mal, denke ich beim Lesen, wie kann man den ein Auto mit Grillanzündern abfackeln? Ich lese, dass es immerhin 10 Minuten dauert, bis das Auto vom ersten Zündeln in Brand gerät. Hm, komische Sache das. Würde mich interessieren, wie das überhaupt möglich ist. Meinen ersten Impuls das Ganze mal per Google-Suche weiter zu recherchieren habe ich dann aber sofort reflexhaft unterdrückt. Mache ich mich damit nicht verdächtig? Aber das ist doch Quatsch, schließlich habe ich ja nix zu verbergen. Aber wirft das nicht ein seltsames Licht auf mich, wenn ich das jetzt genauer wissen will? So ein Blödsinn, wer soll das denn mitkriegen, wenn ich das jetzt übers Netz raussuche. Wir sind ja nicht in London, wo jetzt alle und jeder überwacht wird. Ist doch so, oder? Oder wird doch alles überwacht, was ich bei Google suche? Wird in London eigentlich alles und jeder überwacht?
Komisch, noch vor zwei Jahren habe ich im Netz nach allem möglichen rumgesucht, einfach so, weil ich bestimmten Sachen auf den Grund gehen wollte. Und nun habe ich die Schere im Kopf. Da soll noch mal einer sagen, er habe ja nichts zu verbergen, man solle ruhig alles überwachen. Aber wahrscheinlich gehört zur „nix-verbergen“ Attitüde auch die „mir doch egal“ Einstellung, wo man viele Sachen einfach gar nicht so genau wissen will. Wie z.B. die Geschichte mit dem 40-jährigen der eine Affäre mit einer 16-jährigen hatte. Das ist strafrechtlich erlaubt, verrät mir der Spiegel. So genau wollte ich das nicht wissen, vor allem will ich nicht, dass das mal eben so en passant mitgeteilt wird. Ist das jetzt ein Freibrief für alle älteren Männer, die sich zu jungen Mädchen hingezogen fühlen? Das könnte ich ja auch mal eben recherchieren und die rechtliche Situation klären. Da gab es doch noch irgend etas mit „zum Schutz befohlenen“, oder so. Aber wenn ich das jetzt im Internet nachschaue, tauche ich dann auf dem Radar von Frau zu Gutenberg auf? Da komme ich bestimmt in eine ganz schmuddelige Ecke. Am besten ich lasse das auch sein.
Ich glaube, das mit dem Netz lasse ich in Zukunft ganz. Wird wohl am besten sein, wenn ich nur noch Fernsehen gucke. Da laufen ja nur harmlose Sache und ich kann weiterhin darauf beharren, dass ich ja nix zu verbergen habe.
P.S.
Weil ich es dann doch nicht lassen konnte, hier zwei Links:
- anzuendershop.de (das so was überhaupt erlaubt ist…)
- Was von Boetticher rettet | lawblog