Jürgen Teipel weiß nicht so
Der Sturm im Wasserglas des Zen-Buddhisten
Ich spiele ja nun seit einiger Zeit regelmäßig zur Lesung auf, als „Das Blaue Monster (solo)“ im Rahmen von Worlaut:Live des WDR3. Gestern nun war Jürgen Teipel mit seinem neuen Buch „Ich weiß nicht“ zu Gast. Drei DJs fahren zu einem Festival nach Mexico und erleben da die Dinge, die man halt so erlebt, wenn man als Europäer als DJ auf ein Festival nach Mexico fährt. Das Schöne daran: die Sprache des Ich-Erzählers entspricht haargenau dem Drogen-Gelabber der Druffies nachts um drei Uhr auf einer Techno-Party. Ungefähr in der Richtung von „er so […] ich so […] sie so […] Boah […] Ich meine das war einfach der Hammer, all diese Leute, und alle waren irgendwie so miteinander verbunden, so ganz direkt und ganz ohne diese Hüllen. Die waren alle voll aufmerksam und freundlich. Und als ich Durst hatte habe ich zu trinken bekommen und als ich Hunger hatte habe ich zu essen bekommen wie in der Bibel das war eine echt spirituelle Erfahrung weißt Du“ Naja, so in der Richtung halt.
Ich hatte mich auch schon köstlich amüsiert über den Quatsch, den der Ich-Erzähler da von sich gibt, bis Herr Teipel durchblicken lässt, dass er das in keinster Weise ironisch meint. Er nimmt seine Story tatsächlich ernst. Der Ich-Erzähler-DJ reist nach Mexico um sich selbst zu finden. Tut das wohl auch – ich weiß nicht. Sein Anliegen mit dem Buch ist es, eine von Zen angehauchte Geschichte zu erzählen. Alles wird gut – wenn man Dinge nicht forciert sondern geschehen lässt.
Ein Freund von ihm, habe mal bei einem Zen-Lehrer folgendes erlebt. Der Zen-Lehrer stellt einen großen Glasballon mit schmutzigem Wasser auf den Tisch. So sei doch das Leben, oder? Und was tun wir – wir warten. Und siehe da, nach einer Weile des Nichtstuns senkt sich der Dreck ab und das Wasser wird klar. Und darauf möchte Herr Teipel wohl auch hinaus – irgendwie so.
Völliger Quatsch. Unsere Welt ist voll von Leuten die nichts tun. Darum geht es uns so schlecht. Es wird langsam mal Zeit, dass wir alle aufstehen und den Leuten die an unserem Wasserglas rütteln und uns die ganze Zeit den Dreck ins Gesicht schleudern mal gehörig die Meinung sagen – oder aufs Maul hauen, je nach persönlicher Präferenz der Konfliktlösungsstrategien. Was soll denn der ganze Selbstfindungsquatsch. Das ist ja wohl mal die Grundbedingung für vernünftiges Handeln überhaupt, dass man mit sich klar kommt und weiß wer man ist. Und wer das nicht weiß, der steckt entweder noch in der Pubertät oder hat ernsthafte Probleme, die er dann aber auch mal ernsthaft angehen sollte, sprich mit professioneller Hilfe. Es ist einfach unglaublich, wie viele Leute sich heutzutage selber finden wollen, obwohl sie sich eigentlich nicht verloren haben.
In diesem Sinne vielleicht mal wieder den Film „Good Will Hunting“ ansehen. Das habe ich nämlich nach der Lesung getan, weil das Zen von Herrn Teipel mich aufgeregt hat und ich nicht schlafen konnte. Lief zufällig im Fernsehen. Ein super Film, der tatsächlich eine Geschichte zu erzählen hat – im Gegensatz zum Buch von Herrn Teipel. Und der einem zeigt, wie selbstbestimmtes Handeln und mit sich selbst ins Reine kommen wirklich funktioniert.