Kramms Hits im Web 3.0 der FAZ

Perlen vor die Säue

Seit dem 1. Juni schreibt der von mir geschätze Bruno Gert Kramm eine zweiwöchige Kolummne für die FAZ in der er je fünf Musikstücke aus dem Netz vorstellt. Ein sehr schöne Sache das. Was mich daran irritiert ist die seltsame Umsetzung der FAZ. Ist das jetzt dann schon Web 3.0 also Post 2.0? Da gibt es in der Kolumne schön getrennt vier Reiter mit „Kolummne, Bilder, Audio, Lesermeinungen“.

Unter Kolumne gibt es Text mit Bild und jeweils einen Link auf die Webseiten der Musiker. Direkt Anhören? Fehlanzeige. Direkter Download-Link? Fehlanzeige. Mehr als ein Link? Fehlanzeige.

Unter Bilder gibt es bis jetzt immer nur ein Bild, nämlich das Logo „Kramms Hits“. Mehr Bilder von den Musikern? Fehlanzeige.

Unter Audio gibt es dann je ein Stück von den fünf Musiker zu hören. Eingebetteter Player mit dem kompletten Album? Fehlanzeige. Eingebettete Videos? Fehlanzeige. Download-Möglichkeit? Fehlanzeige.

Unter Lesermeinungen dann die Kommentare. Allerdings nur mit Namen und Überschrift. Wer das lesen will muss sich durchklicken. Alle Kommentare untereinader weg lesen? Fehlanzeige. Nach zwei Wochen noch kommentieren? Fehlanzeige.

Schön auch unter jedem Artikel der Hinweis, man könne die Rechte an dem jeweiligen Artikel erwerben. Auch z.B. die Rechte an dem Text über den Autor Bruno Kramm, der aus nicht mehr besteht als einer Aneinanderreihung von Fakten zu seiner Person. Schöpfungshöhe? Fehlanzeige. Aber das mal nur am Rande.

Also, was soll das sein? Ein Blog? Nö – auch wenn die irritierten Stammleser der FAZ so etwas in den Kommentaren vermuten und sich zugleich über das Niveau mockieren, das dem eigenen imaginierten Bildungsstand nicht mehr zu entsprechen scheint.

Was wir hier erleben ist Perlen vor die Säue. Bruno Kramm macht sich die Mühe alle zwei Wochen schöne Musik herauszupicken und zu besprechen und die FAZ versemmelt es gehörig. Da bleibe ich doch lieber weiter bei den Blogs in denen das Ganze besser verlinkt und aufbereitet ist. Aber schon gruselig zu sehen, wie sich die FAZ das Web 3.0 so vorstellt, so ganz ohne Deep-Links, Downloads und endlosen Leser-Kommentaren.